Golfunterricht: Mit Schwung vom Schnupperkurs zur Platzreife

Golf ist ein schöner, ästhetischer und anspruchsvoller Sport und hat sich vom elitären Statussymbol längst zu einer Art Volkssport entwickelt. Die gute Nachricht für alle, die sich dafür interessieren: Golf ist zwar immer noch mit Kosten verbunden, aber kein „Reiche Leute Sport“ mehr.

Aufgrund des Booms während der letzten Jahre haben sich zahlreiche Wettbewerber mit modernen Kursangeboten am Markt etabliert. Auch gibt es vor allem in deutschen Feriengebieten erfreulich günstige Alternativen zu den traditionellen, nahezu unerschwinglichen Luxus-Clubs. Die Mitgliedschafts-Gebühren sind je nach Club unterschiedlich und können von einmalig 900 Euro bis hin zu jährlich 5.000 Euro plus Aufnahmegebühr von mehreren tausend Euro betragen! Hinzu kommt die sog. Greenfee, also die Nutzungsgebühr, wenn man spielen möchte.

Die Platzreife gem. des Deutschen Golf Verbandes DGV ist die wichtigste und international anerkannte Qualifikation für Golfer, eine Art „Führerschein“, der den Zugang zu fast jedem Golfplatz der Welt eröffnet. Das ist auch sinnvoll, denn neben der richtigen Technik gehört zum Golfen auch ein umfangreiches Regelwerk, theoretisches Wissen, Sicherheitsbestimmungen und die Etikette.

Bevor es losgeht: im Zweifelsfall den Hausarzt fragen!
Golf sieht zwar auf den ersten Blick nicht aus wie Hochleistungssport, ist aber körperlich Schwerstarbeit, vor allem für Rücken, Nacken, Schultern, Unterarme und Hände. Aber auch die Knie werden durch die Drehbewegung beim Abschlag belastet. Sportmediziner sagen, dass der Golfschwung der zweitschwerste Bewegungsablauf überhaupt ist und nur vom Hochsprung übertroffen wird! Die hierbei benötigten Muskeln werden bei alltäglichen Tätigkeiten kaum beansprucht (weshalb auch bewegliche, agile Einsteiger nach der ersten Golfstunde mit einem gewaltigen Muskelkater rechnen sollten!). Wer also Probleme mit der Halswirbelsäule oder dem Bewegungsapparat hat, sollte sich unbedingt mit dem Hausarzt besprechen.

Für den Einstieg einen Schnupperkurs buchen
Viele Golfclubs bieten Schnupperkurse für Neulinge an. Diese sind ideal, um ein „Feeling“ für diesen Sport zu bekommen und die schöne, exklusive Atmosphäre eines Golfplatzes kennenzulernen.
Schnupperkurse finden kleinen Gruppen von 4-10 Personen statt, dauern maximal einen halben Tag und kosten zwischen 40 und 80 Euro. Darin enthalten ist meist das komplette „Kennenlernpaket“, also Chippen, Putten und das lange Spiel, außerdem die Ausrüstung und Übungsbälle.

Golfunterricht: Inhalt, Kosten und Ablauf
Wer sich nach dem Schnupperkurs entschließt, Golfunterricht zu nehmen, hat mehrere Möglichkeiten. Am preisgünstigsten ist der Weg zur Platzreife in einem Gruppenkurs, denn hier werden die Coaches pro Stunde bezahlt. Ein Gruppenkurs kostet bei 6 Teilnehmern nur ca. 10 bis 20 Euro pro Trainingsstunde und Person inklusive Übungsbällen, während eine Einzelstunde ca. 35 bis 60 Euro kostet.

Für den Golfunterricht werden Schläger und Ausrüstung meist gestellt. Dabei hat der Schüler Gelegenheit, verschiedene Schläger und Materialien kennenzulernen und „seinen“ Schlägertyp zu entdecken, bevor er sich auf den Weg in den Pro-Shop macht. Nur den Golfhandschuh sollte sich jeder Anfänger unbedingt vor der ersten Stunde kaufen. Der Grund: Beim Golfen wird die Führungshand (bei Rechtshändern die linke, bei Linkshändern die rechte) extrem belastet. Dadurch entstehen innerhalb von 10-20 Minuten Blasen in der Handfläche. Sind diese erst einmal da, kann man das Training vergessen, denn Golfschläger-Blasen tun richtig weh. Ein gut sitzender Golfhandschuh ist daher unverzichtbar. Wer empfindliche Hände hat, sollte sich vom Coach die „anfälligen“ Stellen zeigen lassen und Blasenpflaster unter dem Handschuh aufkleben.

Wichtig: Hausaufgaben machen und so oft wie möglich außerhalb des Platzes üben, z.B. in Indoor-Anlagen im Fitness-Center oder Tennisclub. Es gibt keine Pflichtstundenzahl für das Übungspensum. Der praktische Golfunterricht zur Vorbereitung auf die Platzreife umfasst idR 16 Trainingsstunden, davon werden die meisten auf der Driving Range abgehalten, wo das Kurzspiel trainiert wird, und nur die letzten 4 Stunden auf dem Golfplatz. Hinzu kommt die theoretische Prüfung rund um die 34 wichtisten Regeln des Golfens und die Etikette.
Das Wissen hierfür sollte sich jeder Golfschüler selbst aneignen und keine Trainingszeit damit verschwenden. Als Übungsmaterial gibt es zahlreiche Bücher und DVD-Tutorials, die in den Pro-Shops der Clubs angeboten werden. Darin kann man sich unabhängig vom Unterricht mit den Basiskenntnissen, Fachbegriffen, der richtigen Grundhaltung, Schlägerkunde und anderen Grundbegriffen vertraut machen. Wer beim Einstieg schon weiß, was Par, Slice, Putten, Eagle oder Wedge bedeutet, kann sich mit dem Coach auf wichtige Dinge wie Platzstrategie und eine optimale Technik konzentrieren.

Die Haltung muss von Anfang an makellos sein, sonst bleibt der perfekte Schwung unerreichbar. Es ist daher keine Schikane, wenn ein Coach einen Schüler zwanzigmal hintereinander die selbe Bewegung ausführen lässt, sondern dient dazu, dass die Abläufe in Fleisch und Blut übergehen und sich z.B. keine typischen Anfängerfehler wie überflüssige oder abgehackte Bewegungen einschleichen. Grundhaltungen wie Stand, Griff, Rückschwung und Durchschwung werden häufig zuerst „trocken“, also ohne Ballkontakt trainiert. Erst wenn die Bewegungsabläufe sitzen, werden Bälle geschlagen.

Zum Golfunterricht gehört auch ein mentales Training. Schöne, zielsichere Schläge sind nicht nur das Ergebnis guter Technik, sondern auch Konzentrationssache.Wer Profi-Golfer beobachtet, wird feststellen, dass diese sich vor dem Abschlag manchmal regelrecht in Trance versetzen. In diesem Moment visualisiert ein Golfer vor seinem geistigen Auge den Weg des Balls, vom ersten Schlägerkontakt bis zum Einlochen am Ende eines langen Putts. Ein perfekter Schwung ist das Ergebnis des Zusammenspiels von Körper und Geist. Erfahrene Golfer bezeichnen dieses Erfolgserlebnis sogar als meditativ. Ein Grund, warum beim Abschlag nicht gesprochen werden darf. Womit wir schon beim Thema Etikette wären…

Etikette, Sicherheit und Übungsgolfen
Die Etikette beim Golfen ist mehr als ein reines Benimmregelwerk. Hier geht es um die Sicherheit auf dem Platz und um einen reibungslosen Spielverlauf. Im Golfunterricht wird auf diesen Teil daher besonders viel Wert gelegt. Die Etikette regelt zum Beispiel, wann wer abschlagen darf, was mit verschlagenen Bällen geschieht, wer beim Abschlag wo zu stehen hat, wer wann überholen darf, oder wie mit Spuren im Sand und Gras zu verfahren ist.

Am Ende des Golfunterrichts steht dann die theoretische und praktische Platzreife-Prüfung. Hier gibt es große Unterschiede zwischen traditionellen Clubs in Deutschland, England oder Irland und Touristenangeboten z.B. auf Mallorca oder Ibiza. Zwar gilt grundsätzlich beim Golfen: Das Handicap zählt, und nicht der Name des Coaches. Es ist also egal, wo man seine Kenntnisse erworben hat. Doch wer einen Ferienkurs bucht und dort eine „Holiday-Platzreife“ o.ä. erreicht, muss damit rechnen, dass diese in Deutschland nicht anerkannt wird und eine zweite Platzreife-Prüfung abgelegt werden muss. Golfkurse in England oder Irland sind nicht nur günstiger (weil Golfen dort so alltäglich ist wie bei uns Fußballspielen), die Clubs orientieren sich auch an den internationalen Richtlinien für Platzreife-Prüfungen.

A propos Golfplatzbetreiber. Anfänger sind auf vielen Plätzen gern gesehene Gäste. Warum? Weil die meisten Anfänger am liebsten lange Schläge auf der Driving Range üben und das kurze Spiel vernachlässigen. Und jeder Übungsball, der auf Nimmerwiedersehen verschwindet, kostet bares Geld…

Dabei ist das kurze Spiel sehr wichtig für eine konsequente Verbesserung des Handicaps! Im Golfunterricht wird zwar alles trainiert, doch Putten und Chippen übt man am besten allein auf dem Übungsgrün. Viele Plätze berechnen für Putten und Chippen keine Range-Fee, man kann also zustzlich zum Unterricht so oft üben, wie man will. Da man die Bälle auf dem Übungsgrün wieder einsammeln kann, lohnt es sich, richtige Bälle zu verwenden (und keine Übungsbälle), um ein Gefühl für den Ball zu bekommen. Am Schluss kann man sich dann mit einem Ausflug auf die Driving Range belohnen und die Bälle für lange Schläge verwenden…

…und jetzt Du!

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